Maccabi & mehr - Basketball in Israel

Israel-Fahne mit Basketballmotiven
Yotam Halperin
Yotam Halperin (Foto: spox.com).

(23.12.13) Als die Basketball-Abteilung des FC Bayern München vor der vergangenen Saison den israelischen Weltklassespieler Yotam Halperin unter Vertrag nahm, da war die Freude bei mir groß. Und das nicht nur als Fan des Basketballsports. Denn seit einem ersten Besuch des Landes im Jahr 1987 habe ich Israel fest ins Herz geschlossen. Und so freue ich mich immer über Spieler aus Israel, die den Weg nach Deutschland oder sogar in die NBA schaffen. Selbst ausländische Spieler wie Hagens US-Amerikaner Keith Ramsey, die aus der israelischen Liga in die BBL stoßen - Ramseys letzter Verein dort war Ironi Ramat Gan - genießen bei mir direkt einen Sympathie-Bonus. Yotam Halperin ist mittlerweile nach Israel zu Hapoel Jerusalem zurückgekehrt, dennoch möchte ich einen Blick auf die Basketball-Szene in Israel werfen.

 

Basketball ist neben Fußball die populärste Sportart in Israel. Zwar halten sich Erfolge der israelischen Basketball-Nationalmannschaft in Grenzen, doch gerade im Vereinsbereich sorgen israelische Clubs, allen voran Maccabi Tel Aviv, immer wieder für sportliches Aufsehen. Und mit Omri Casspi und Gal Mekel stehen in dieser Saison erstmals in der Sport-Geschichte Israels zwei Spieler bei NBA-Clubs unter Vertrag. In der BBL aktiv ist derzeit leider nur ein Spieler aus Israel. Aber mit Bar Timor ist dies immerhin einer der talentiertesten Basketballer Israels. Der 21-jährige steht im Kader von ALBA Berlin.

Ligat Ha'al - Zwölf Teams in der BSL

Collage aller Logos und Trikots der israelischen Basketball-Erstligisten in der Saison 2013/2014
(Collage: Tom Kleine)
Das Logo der israelischen Basketball Super League

Ein geordneter Ligabetrieb im Basketball findet in Israel seit dem Jahr 1954 statt. In der laufenden Saison 2013/2014 nehmen zwölf Mannschaften am Spielbetrieb der höchsten israelischen Liga (Ligat Ha’al) teil, die international als BSL (Basketball Super League) bekannt ist.

 

Rekord-Champion sind die Korbjäger von Maccabi Tel Aviv, die seit der ersten Spielzeit im Jahr 1954 50 (!) der insgesamt 59 ausgespielten Meisterschaften erringen konnten, gefolgt von Hapoel Tel Aviv (5), Galil Elion (2), Hapoel Holon (1) und Maccabi Haifa, die in diesem Jahr erstmals zu Meisterehren kamen.

 

Im nationalen Pokal ähnlelt sich das Bild. Maccabi Tel Aviv steht hier mit 40 Pokaltriumphen ebenfalls unangefochten an der Spitze der Liste dieser Titelträger, gefolgt von Japoel Jerusalem und Hapoel Tel Aviv (jeweils 4), Galil Elion (2) sowie Hapoel Holon, Bnei Herzelia und Hapoel Gvat mit jeweils einem Pokalsieg.

 

Den erst seit dem Jahr 2006 ausgetragenen Ligapokal gewannen bisher Maccabi Tel Aviv (4), Hapoel Jerusalem (2) und Ashkelon (1).

Maccabi vs. Hapoel

Das Logo von Maccabi Tel Aviv

Wie auch im Fußball steht auch im Basketball Israels fast alles im Zeichen des Wettkampfs zwischen Maccabi und Hapoel. Gleich acht der zwölf Ligaclubs gehören einer der beiden dominierenden Sportorganisationen des Landes an. Maccabi gegen Hapoel: dieses Duell elektrisiert die Fans in Massen, egal ob in Haifa, Jerusalem, Ramat Gan oder Tel Aviv. Und egal, in welcher Sportart.

 

Die Rivalität zwischen Maccabi und Hapoel hat in Israel – wie so vieles – politische Gründe. Die im Jahr1906 als HaRishon LeZiyyon in Jaffa ins Leben gerufene Sportassoziation Maccabi ist Teil der zionistischen Maccabi-Bewegung, die in Osteuropa zu Zeiten entstanden ist, in denen Juden vielerorts vom Vereinsleben ausgeschlossen waren und gegen das Vorurteil ankämpfen mussten, körperlich unterlegen zu sein. Das Emblem der Maccabi-Bewegung ist ein Davidstern, der aus den hebräischen Buchstaben des Wortes Maccabi gebildet wird. Dieses wiederu m bedeutet übersetzt „Kampfgeist“ und erinnert an die Geschichte des Aufstandes der jüdischen Makkabäer gegen die Unterdrückung durch die Griechen. Maccabi gilt daher auch als Synonym für den Kampf für Freiheit und Unabhängigkeit.

Das Logo von Hapoel Tel Aviv

Während Maccabi eher für bürgerliche Werte steht, deckt der 1926 gegründete Hapoel-Verband das eher linke Spektrum ab, Hapoel heißt übersetzt „Arbeiter“. Unter der Leitung des Gewerkschaftsbundes Histadrut wollte Hapoel die breite Masse zur Körperertüchtigung anhalten.

 

Maccabi (Blau-Gelb) gegen Hapoel (Rot-Weiß) war und ist daher auch immer Teil einer Weltauffassung. Folgender Auszug aus dem lesenswerten Buch „Fussball-Derbys – Die 75 fußball-verrücktesten Städte der Welt“ von Omar Gisler (Copress Verlag) unterstreicht diese Aussage:

 

„Einem Hapoel-Fan durfte unterstellt werden, dass er die sozialistische Partei Ma’arach wählte, Mitglied der gewerkschaftlichen Krankenkasse war, die gewerkschaftliche Tageszeitung Dawar las und in einer vom gewerkschaftseigenen Bauunternehmen Solel Boneh errichteten Wohnung lebte. Sympathien für Maccabi wiederum gingen eine Stimmabgabe für die Liberale Partei, eine Mitgliedschaft in der Maccabi-Krankenkasse und der Lektüre der liberalen Tageszeitung Haaretz einher.“

 

Im Laufe der Jahre wurden diese politischen Anschauungen etwas abgeschwächt, der Rivalität der Fans untereinander tat dies jedoch keinen Abbruch.

Mythos Maccabi Tel Aviv

Teamfoto von Maccabi Tel Aviv aus der Saison 2013/2014
Maccabi Tel Aviv 2013/2014 (Foto: Maccabi Tel Aviv).

Sportliches Aushängeschild der Korbjäger aus Israel ist Maccabi Tel Aviv. Der fünffache Europapokal-Gewinner aus der pulsierenden Mittelmeer-Metropole hat vor einigen Tagen erneut souverän den Sprung in die Top 16 der Euroleague geschafft. Zum Kader von Maccabi gehören in dieser Saison unter anderem Point Guard Tyrese Rice, der im vergangenen Jahr noch für die Bayern auf dem Parkett stand, sowie der griechische Center-Hüne Sofoklis Schortsanitis.

 

Der Klub begann in den 1930er Jahren mit dem Basketball. 1954 gewann man den ersten israelischen Meistertitel in der neu gegründeten Liga. Seitdem belegte der Klub nie einen schlechteren als den dritten Platz in dieser Liga.

Tal Brody stemmt den Cup 1977
1977: Tal Brody stemmt den Europacup (Foto: eurocupbasketball.com).

Maccabi Tel Aviv gewann über 50 nationale Meistertitel (davon 23 hintereinander in den Jahren 1970 bis 1992) und wurde 40 Mal nationaler Pokalsieger. Seit 1977 gewann der Klub fünfmal den Europapokal (ULEB Euroleague 2004 und 2005, Suproleague 2001 sowie den Europapokal der Landesmeister 1977 und 1981) und wurde siebenmal Zweiter.

 

Neben Maccabi kam auch Hapoel Jerusalem zu europäischen Cup-Ehren. 2004 gewannen die Hauptstädter den ULEB Cup.

 

Unvergessen bleibt Maccabis Triumph in Europa 1977. Im Halbfinale traf man auf die sowjetische Mannschaft ZSKA Moskau, die zuvor viermal in Folge den Pokal geholt hatte. Da im Jahre 1977 die Sowjetunion im Nahost-Konflikt eine starke anti-israelische Haltung einnahm, weigerten sich die Sowjets, in Tel Aviv zu spielen. Zudem wurde den Israelis die Einreise für ein eventuelles Spiel in Moskau verweigert. Als neutraler Spielort wurde das belgische Virton festgelegt, dort bezwang Tel Aviv Moskau sensationell mit 91:76.

Tal Brody: Mit einem Satz zum Volkshelden

Tal Brody

Der euphorisierte Shooting Guard Talbot „Tal“ Brody, der seinerzeit mit Teamkollege Miki Berkovich zu den Stützen dieser unvergleichlichen Mannschaft gehörte, sprach im Anschluss an dieses Spiel den legendären Satz: "Wir [Israelis] sind auf der Weltkarte, und wir bleiben auf der Weltkarte.“ Für diesen patriotischen Satz wurde Brody in Israel zum Volkshelden und dieses Zitat ist heute Teil nationaler Folklore. Dass Brodys Hebräisch mit seinem starken amerikanischen Akzent unfreiwillig komisch klang, erhöhte den Reiz dieses Satzes nur. Im Finale wurde Mobilgirgi Varese mit 78:77 bezwungen und Maccabi-Kapitän Brody hatte sein Team zum Gewinn des ersten internationalen Sportpokals in der Historie von Israel geführt.

 

Teamkollege Berkovich verglich diesen Erfolg für Israel mit dem Fußball-Wunder von Bern für West-Deutschland. Selbst Nicht-Maccabi-Fans und Sport-uninteressierte Israelis bewundern dieses Team noch heute.

 

Der 1943 in den USA geborene „Tal“ Brody, der nicht zuletzt aufgrund seines stark ausgeprägten jüdischen Glaubens Anfang der 1970er-Jahre nach Israel emigrierte, wurde 1979 als erster Sportler überhaupt mit dem Israel-Preis geehrt. Im Herbst seiner Karriere spielte er noch bis 1980 für Tel Aviv und wurde dann mit einem Spiel gegen eine FIBA-All-Star-Mannschaft verabschiedet. Nach seiner Karriere arbeitete Brody als Kommentator, verkaufte Versicherungen und arbeitete in diversen karitativen Organisationen. Tal Brody gilt als einer der bekanntesten Sportler Israels überhaupt.

 

2005 traf Maccabi Tel Aviv in einem Freundschaftsspiel auf den NBA-Klub der Toronto Raptors. Anthony Parker erzielte in diesem Spiel den entscheidenden Punkt und führte Tel Aviv zum Sieg. Maccabi Tel Aviv war damit das erste europäische Team, welches ein NBA-Team in Nordamerika schlagen konnte.

 

In der laufenden Saison schwächelt Maccabi in der Liga (Stand Dezember 2013) etwas. Das Derby gegen die Roten von Hapoel ging überraschend verloren, in der Meisterschaft teilt man sich mit dem Lokalrivalen derzeit Platz 3 hinter Tabellenführer Hapoel Jerusalem und Ironi Nes Ziyona.

Die Basketball-Liga-Tabelle Israels
Die BSL 2013/2014 (Stand: 23. Dezember 2013).

Ballungsraum Tel Aviv

Landkarte von Israel

Das Ballungsgebiet der diesjährigen israelischen Erstliga-Karte ist die Region um die Mittelmeer-Metropole Tel Aviv. Neben Maccabi Tel Aviv und Hapoel Tel Aviv findet Erstliga-Basketball in diesem Ballungsraum auch bei Rischon LeZion, Ironi Nes Ziyona, Maccabi Aschdod, Bnei Herzeliya, Hapoel Holon und Green Tops Netanya statt. In der Hauptstadt Jerusalem ist Hapoel mit einem Erstligaclub vertreten. In der Hafenstadt Haifa drücken die Fans von Maccabi ihrem Team die Daumen. Verhältnismäßig weit reisen müssen all diese Teams, wenn es in den hohen Norden zum Fusionsclub Altshuler Shaham Gilboa Galil nach Galiläa und an den südlichsten Zipfel Israel nach Hapoel Eilat geht.

Während die meisten Clubs über kleine Hallen mit einem oftmals gerade vierstelligen Fassungsvermögen (in die Rabin-Arena in Eilat passen gerade einmal 1.100 Fans, ebenso in die Hakirya-Arena zu Ashdod; nur 1.000 Fans gehen in Netanyas Halle rein) verfügen, setzt auch hier Maccabi Tel Aviv mit der 11.000 Zuschauer fassenden Nokia-Arena den Maßstab, während „nebenan“ bei Hapoel nur knapp 1.400 Zuschauer in der „Hadar Yosef“-Halle Platz finden. Die zweitgrößte Erstligahalle steht in Haifa. 5.000 Zuschauer gehen dort in die Halle Romema.

 

Hier der Überblick der derzeitigen Erstligahallen Israels:

 

Maccabi Tel Aviv – Nokia Arena (Fassungsvermögen: 11.000 Zuschauer)

Maccabi Haifa – Romema (5.000)

Hapoel Jerusalem – Goldberg Arena (3.000)

Altshuler Shaham Gilboa Galil – Gan Ner (2.100)

Hapoel Holon – Holon City Arena (2.000)

Maccabi Rishon LeZion – Biet Maccabi (2.000)

Hapoel Tel Aviv – Hadar Yosef (1.379)

Ironi Nes Ziona – Lev Hamoshava (1.200)

Hapoel Eilat – Rabin Arena (1.100)

Bnei Herzeliya – Hayovel Herzeliya (1.100)

Maccabi Ashdod – Hakirya Arena (1.100)

Green Tops Netanya – Yeshurum (1.000)

Die Nokia-Arena in Tel Aviv
Die Nokia-Arena in Tel Aviv, Heimstätte von Maccabi Tel Aviv (Foto: commons.wikimedia.org).

Bar Timor in Berlin

Bar Timor im Trikot von ALBA Berlin
Bar Timor (Foto: albaberlin.de)

All diese Hallen kennt Bar Timor. Der junge israelische Nationalspieler wechselte vor dieser Saison von Hapoel Tel Aviv zu ALBA Berlin, wo der Guard die Nummer 17 trägt.

 

Bar Timor, dessen Großmutter aus Deutschland stammt, wurde am 2. März 1992 in der israelischen Hafenstadt Haifa geboren und durchlief im Jugendprogramm von Hapoel Haifa seine Basketball-Ausbildung. Im Jahr 2009 debütierte er für Hapoel Haifa im Alter von 17 Jahren in der zweiten israelischen Profiliga und etablierte sich auf Anhieb als Spieler in der ersten Fünf und feste Stütze des Teams. Zur folgenden Saison 2010/2011 wechselte er innerhalb der zweiten Liga zu Hapoel Kiryat Tivon, wo er mit 11,6 Punkten und 4,6 Assists pro Partie schon starke Werte auflegte. 2011/2012 wurde er für zwei Jahre von Hapoel Tel Aviv verpflichtet. In der ersten Saison dort gelang ihm mit Hapoel der Aufstieg in die israelische „Winner League“ und er feierte seine ersten Auftritte auf internationalem Club-Niveau in der der Adrialiga untergeordneten „Balkan League“.

 

Auf der Homepage des deutschen Hauptstadt-Clubs heißt es über den Guard:

 

„Der junge Israeli gilt mit seiner schnellen und aggressiven Spielweise als eines der größten Spielmachertalente in Europa und wurde wegen seines deutschen Zweitpasses (seine Großmutter stammt aus Deutschland) im Sommer von nicht wenigen Bundesligisten umworben. Umso glücklicher war ALBA, dass Bar Timor sich am Ende dafür entschieden hat, seine Auslandskarriere in Berlin zu starten. Mit Hapoel Tel Aviv 2012 aufgestiegen, legte er in der letzten Saison in der israelischen Premier League nahezu identische Statistiken auf wie zuvor in der 2. Liga, was unterstreicht, wie schnell er an neuen Heraus¬forderungen wächst. Trotz seiner erst 21 Jahre legt der Point Guard schon eine große Spielübersicht an den Tag.“

 

In der vergangenen Spielzeit, die seine erste im israelischen Oberhaus war, erzielte er als Starting-Five-Spieler für Hapoel Tel Aviv 7,6 Punkte, 2,9 Assists und 2,5 Rebounds in knapp 25 Minuten Spielzeit im Schnitt. Er erreichte mit seinem Team das Viertelfinale der Playoffs, musste sich da aber Serienmeister Maccabi Tel Aviv 0:3 geschlagen geben.

 

Von diesen Werten ist Bar Timor in der BBL derzeit natürlich noch meilenweit entfernt. Für den jungen Guard gilt es zunächst einmal, sich ins Team zu spielen und erste Erfahrungen in einer europäischen Top-Liga zu sammeln.

 

Nicht nur sportlich sorgte der Wechsel von Bar Timor in diesem Sommer für Aufsehen. Auch und gerade außerhalb des Courts ist das mediale Interesse an dem jungen Israeli sehr groß. Seine Großeltern flüchteten in den 1930er-Jahren aus Berlin und entkamen so dem Holocaust. Nun kehrt der Enkel, der auch über einen deutschen Pass verfügt, ausgerechnet nach Berlin zurück.

 

Im Interview mit der Berliner Morgenpost äußerte sich Bar Timor zum Holocaust, zu seinen Gefühlen beim Besuch des Denkmals für die ermordeten Juden in Berlins Mitte und seinem Alltag als Jude der dritten Generation Israels in Deutschland. Zum Interview geht es HIER.

 

Jüdische Feiertage wie Jom Kippur spielen eine wichtige Rolle im Leben des ALBA-Guards. In diesem Interview mit BEKO BBL-TV spricht er über die Traditionen in seinem Heimatland Israel und sein neues Leben in Berlin.

 

Bar Timor spielte bereits für die israelischen U16-, U18- und U20-Nationalmannschaften.

Die Nationalmannschaft noch ohne den ganz großen Wurf

Die israelische Basketball-Nationalmannschaft 2013
(Foto: FIBA Europe)

Apropos Nationalmannschaft. Bei der vorhandenen Begeisterung für den Basketballsport in Israel und den Erfolgen von Maccabi Tel Aviv in Europa verwundert es schon etwas, dass die israelische Nationalmannschaft in all den Jahren seit der Verbandsgründung im Jahr 1939 kaum Erfolge erzielen konnte. Bei Olympia 1952 kam man auf Platz 17, die beste WM-Platzierung gelang den Söhnen Zions mit Platz 7 im Jahr 1986.

 

Derzeit steht Israel auf Platz 25 der FIBA-Weltrangliste.

Israel gegen Deutschland bei der EURO 2013
Israel gegen Deutschland bei der EURO 2013 (Foto: FIBA Europe).

Zuletzt trafen die deutsche und die israelische Mannschaft bei der Euro 2013 in Slowenien aufeinander. Im für beide Teams sportlich bedeutungslosen abschließenden Vorrundenspiel in einer für beide Verbände enttäuschenden EM gewann die Mannschaft von Bundestrainer Frank Menz mit 80:76 gegen die von Arik Shivek betreute National-Auswahl Israels, bei denen mit Omri Casspi und Yotam Halperin zwei Weltklasse-Spieler im Aufgebot standen. Beide Teams verpassten überraschend die Zwischenrunde.

 

Da ich die komplette EM 2013 kulinarisch begleitet habe, gibt es natürlich auch zu diesem Spiel einen EM-Bericht der besonderen Art von mir. Auf dem Speiseplan stand am 10. September 2013 „Hähnchen israelischer Art“, den Bericht und das Rezept dazu gibt es HIER

 

Der größte Erfolg einer israelischen Nationalmannschaft liegt schon einige Jahre zurück. Im Jahr 1979 gewannen die Korbjäger Israels immerhin die Silbermedaille bei der Europameisterschaft 1979 in Italien. Nach Platz 1 in der Gruppe mit Jugoslawien, Polen und Frankreich und Platz 2 in der Finalrunde unterlag die israelische Nationalmannschaft im Finale der UdSSR mit 76:98

 

Trainer dieser besonderen Auswahl war der legendäre Ralph Klein.

„Mr. Basketball“ Ralph Klein

Ralph Klein
"Mr. Basketball"

Der im Juli 1931 in Berlin geborene und im August 2008 in Israel verstorbene Ralph Klein gilt als einer der bekanntesten und erfolgreichsten Basketball-Trainer des europäischen Kontinents. Sein Name bleibt eng mit dem Aufschwung von Maccabi Tel Avi und des BSC Saturn Köln sowie der israelischen und der deutschen Nationalmannschaft verbunden. All diese Teams trainierte Ralph Klein in seiner langen Karriere, die ihm in Israel den respektvollen Namen „Mr. Basketball“ einbrachte.

 

Klein überlebte aus Jude den Holocaust als Auschwitz-Opfer und war einer der ersten Israelis, die nach dem Zweiten Weltkrieg einen Trainerposten in Deutschland übernahm.

 

Ich erinnere mich noch gut an Ralph Klein aus seiner Zeit als Trainer in Köln, aber ich selbst kann die sportliche und menschliche Größe dieses Mannes aufgrund fehlender eigener Informationen nicht in Worte fassen. Dies überlasse ich nachstehend einfach der „Kollegin“ wikipedia:

 

Ralph Klein wurde 1931 in Berlin zu Zeiten der Weimarer Republik als Sohn einer wohlhabenden jüdischen Familie geboren. Als die Nazis die Macht in Deutschland übernahmen, wurden die Kleins wegen ihres Glaubens verfolgt und flüchteten 1939 nach Ungarn. 1941 wurden Kleins Eltern, seine Schwester Ruth und er aufgegriffen und ins Konzentrationslager Auschwitz verschleppt. Sein Vater kam um, doch der Rest der Familie gehörte zu den 20.000 Juden, die vom schwedischen Diplomaten Raoul Wallenberg gerettet wurden. Da auch im Nachkriegs-Ungarn starker Antisemitismus herrschte, emigrierten Klein und seine Familie 1951 nach Israel.

 

Im selben Jahr schloss sich Klein dem Basketballklub Maccabi Tel Aviv an und wurde auf Anhieb zu einem der ersten Sportidole der jungen Nation Israel. Schon 1952 spielte Klein für die israelische Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Helsinki. Als Spieler machte Klein 160 Spiele, erzielte 2.701 Punkte und gewann achtmal die israelische Meisterschaft und sechsmal den israelischen Pokal. Insgesamt spielte Klein 68 Mal für seine neue Heimat und erzielte 318 Punkte. 1964 beendete er seine Spielerlaufbahn.

 

Nach seiner Sportlerkarriere wurde Klein im selben Jahr Coach von Israels U-21-Basketballteams, die 1968 Platz 7 bei den Jugend-Europameisterschaften belegten. Ein Jahr später wurde er Trainer seines Heimatklubs Maccabi Tel Aviv und etablierte das Team als eines der stärksten Teams in Europa. Das Team monopolisierte praktisch die israelischen Meisterschafts- und Pokalwettbewerbe und holte zwischen 1970 und 1983 alle 14 Meisterschaften sowie zwölf Pokale: einmal verloren sie gegen Hapoel Gevat, und einmal wurde der Pokal wegen des Jom-Kippur-Krieges abgesagt. Klein war Trainer des legendären 1976–77 Teams, das als erste israelische Mannschaft mit Stars wie Tal Brody und Miki Berkovich den Europapokal der Landesmeister holte. In einem packenden Finale wurde Mobilgirgi Varese 78-77 bezwungen, und der deutschstämmige Berkovich nannte diesen Sieg so wichtig für Israel wie das Wunder von Bern für Deutschland. Nach dem Erfolg beim Europapokal 1977 übernahm Klein zusätzlich die israelische Nationalmannschaft und führte sie zwei Jahre später ins Finale der Europameisterschaft und gewann die Silbermedaille. 1981 und 1983 wurde das Team noch zweimal Sechster.

 

1983 erfüllte sich Klein einen Lebenstraum, wechselte überraschend in sein Geburtsland und wurde Trainer von BSC Saturn Köln. Während Maccabi Tel Aviv verständnisvoll reagierte, wurde diese Entscheidung des Holocaustopfers Klein sowohl in Westdeutschland als auch in Israel argwöhnisch beäugt. Während konservative Israelis Klein als Landesverräter titulierten, musste der Neu-Kölner von deutscher Seite gegen alte anti-jüdische Ressentiments kämpfen. Klein verstand seine Entscheidung als persönlichen Sieg über die Nazis: „Ich sah dies als Sieg über [Nazi-]Deutschland, da das starke [Nachkriegs-]Deutschland fähig war, einen Israeli einzustellen.“

 

Klein betreute Saturn Köln von 1983 bis 1986 und war parallel Bundestrainer des damaligen Basketball-Entwicklungslandes West-Deutschland. Klein führte das deutsche Team zu den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles, zur Europameisterschaft 1985 im eigenen Land (Platz fünf) und zur Weltmeisterschaft 1986 in Spanien, wo sie Platz 13 belegten. Bemerkenswert war, dass Klein bei Spielen zwischen Israel und Westdeutschland das Coachen seinen Assistenten überließ. So wollte er die immer wieder von beiden Seiten aufkommende politische Schärfe aus diesen Matches nehmen.

 

Nach 1987 trat Klein vom professionellen Sport zurück und brachte Kindern und Jugendlichen Basketball bei. Er wurde für sein Lebenswerk in Israel „Mr. Basketball“ genannt, wurde 2006 mit dem Israel-Preis ausgezeichnet und durfte zum 56. Jahrestag der Staatsgründung die rituellen Fackeln entzünden. Klein starb am 7. August 2008 an Darmkrebs. Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert pries seinen „gewaltigen Beitrag“ zum Sport in Israel, seinen festen jüdischen Glauben und bescheinigte ihm, „mehrere Sportler-Generationen beeinflusst“ zu haben. Klein hinterließ eine Ehefrau und drei Kinder.

Cover des Films PLAYOFF
(Foto: moviepilot.de)

Inspiriert „von einer wahren Begebenheit“ – und zwar dem Leben von Ralph Klein – entstand im Jahr 2013 unter der Regie von Eran Riklis der Film „PLAYOFF – Eine deutsch-israelische Sportgeschichte“, an dem Kleins Schwiegersohn Gidon Maron am Drehbuch beteiligt war.

 

Zum Film: Im Jahre 1982 kehrt der israelische Basketballtrainer Max Stoller (gespielt von Danny Houston) nach 30 Jahren wieder zurück in sein Heimatland Deutschland. Dort will er die erfolglose deutsche Basketball-Nationalmannschaft trainieren, um sie auf ein internationales Niveau zu bringen. Mit dieser Entscheidung macht er sich aber nicht nur Freunde, denn auch all die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust sind die schrecklichen Taten der Deutschen nicht vergessen – vor allem nicht im Staate Israel. Zudem muss sich Max Stoller auch noch mit seinen eigenen schmerzlichen Erinnerungen auseinandersetzen, als er das alte Viertel seiner Kindheit besucht. Doch Stoller ist nicht mehr länger willkommen, seit er die deutsche Mannschaft trainiert. Mit der Übernahme des Trainer-Amtes will der Basketball-Coach zur Versöhnung zwischen dem deutschen Volk und den Israelis beitragen, doch mit seinem Engagement spaltet er mehr, als dass er vereint...

 

Infos zum Film und den Trailer gibt es HIER.

Meistertrainer Muli Katzurin

Muli Katzurin mit Spielern
Muli Katzurin (Foto: faz.net).

Neben Ralph Klein gibt es mit Samuel „Muli“ Katzurin einen weiteren Coach aus Israel, der in Deutschland einen hohen Bekanntheitsgrad genießt. Noch bis zum Sommer des Jahres 2013 war Muli Katzurin als Trainer der Fraport Skyliners in der BBL unterwegs. Dies war bereits die 15. Trainerstation des 1954 in Tel Aviv geborenen Basketball-Erfolgstrainers, der in drei Ländern Meister und Pokalsieger wurde. Leider blieben ihm Meisterehren in Deutschland bei seinen Stationen in Berlin und Frankfurt verwehrt.

Stern und Sternchen am NBA-Himmel

Während die jüngere Basketball-Generation in Israel Ralph Klein und Muli Katzurin nur als Trainer kennt, sieht dies bei den Namen Omri Casspi und Gal Mekel ganz anders aus. Denn diese beiden aktuellen Superstars des israelischen Basketballs sind derzeit als Spieler in der besten Liga der Welt, der NBA, unterwegs.

Omri Casspi (l.) und Gal Mekel
Omri Casspi (l.) und Gal Mekel (Foto: jta.org).

Während Gal Mekel erst seit dieser Spielzeit erste NBA-Erfahrungen sammelt, scheint der derzeit hellste Stern des israelischen Basketballs namens Omri Casspi schon länger am NBA-Himmel.

 

Sowohl Casspi als auch Mekel wurden im Jahr 1988 geboren. Mekel in Petah Tikva, Casspi in Holon, aufgewachsen ist er allerdings in Javne. Zusammen spielten die beiden im Jugendprogramm von Maccabi Tel Aviv und in verschiedenen Junioren-Nationalmannschaften Israels.

Omri Casspi
Omri Casspi (Foto: jewishjournal.com).

Doch 2009 trennten sich die Wege der beiden Talente. Casspi stellte sich in diesem Jahr dem NBA-Draft. Und das erfolgreich, denn er wurde als 23. Pick von den Sacramento Kings gezogen. Damit wurde Casspi der erste Israeli, der jemals in einer ersten NBA-Runde gezogen wurde. Dies sorgte für spontane Feiern in Tel Aviv. Und Staatspräsident Shimon Peres ließ es sich nicht nehmen, Omri Casspi per Telefon zu gratulieren.

 

In den Jahren zuvor standen bereits einige wenige Israelis vor dem Sprung in die NBA, aber geschafft hatte es vor Casspi niemand. 1979 verweigerte Maccabi Tel Aviv seinem Superstar Miki Berkowitz den Sprung zu den Atlanta Hawks. 20 Jahre später verhinderte der NBA-Lockout die Verpflichtung von Oded Katash zu den New York Knicks. Und schließlich waren es Lior Eliyahu und Yotam Halperin, die 2006 immerhin in der zweiten Draft-Runde gezogen wurden. NBA gespielt haben beide allerdings nie.

 

Diese besondere Auszeichnung, der erste Israeli in der NBA zu sein, blieb Small Forward Omri Casspi vorbehalten, der bereits in seinem ersten NBA-Spiel am 28. Oktober 2009 für die Kings trotz der 89:102-Niederlage in Oklahoma mit 15 Punkten in 19 Spielminuten ein vielversprechendes Debüt hinlegen konnte. Nachdem bereits 60 Nationen in der NBA vertreten waren, darunter Belize, Estland, Dänemark, Ägypten, Iran und Libanon, gab es nun auch endlich den ersten Israeli in der besten Liga der Welt.

 

Und der sorgte dafür, dass im Jahr 2009 nachts viele Wecker in Israel klingelten, denn Casspis NBA-Spiele wurden natürlich in seinem Heimatland übertragen. Die Kings wurden nach Maccabi Tel Aviv zum zweitbeliebtesten Team in Israel.

 

Auch in der großen jüdischen Gemeinschaft in den USA wurde Omri Casspi zum Star. Viele Fans ließen den Namen Casspi auf Hebräisch auf das Kings-Trikot drucken. In vielen Städten, in denen Sacramento zu Gast war, fanden „Jewish Family Nights“ rund um die Spiele statt. Koscheres Essen in den Hallen waren keine Seltenheit und gehören noch heute zum Standard, wenn Casspis Team zu Gast ist. Dies sind aktuell die Houston Rockets. Zwei Jahren bei den Kings folgten zwei Jahre bei den Cleveland Cavaliers. In diesem Sommer ging es für Omri Casspi nach Texas zu den Rockets.

Omri Casspi und Hamed Haddadi
Casspi und Haddadi (Foto: huffingtonpost-com).

Casspi selbst zeigt sich oft in Gesellschaft der jüdischen Gemeinden, die ihm in seiner Anfangszeit auch beim Haus- und Autokauf unterstützten. Im November 2009 sorgte Casspi für Aufsehen, als er gemeinsam mit dem iranischen Center Hamed Haddadi von den Memphis Grizzlies für gemeinsame Fotos posierte, obwohl Israel und Iran aufgrund des Nahostkonflikts keine diplomatischen Beziehungen unterhalten.

 

Mit dem vielversprechenden Rookie-Jahr 2009/2010 konnte Casspi mit einem Schnitt von 10,4 Punkten und 4,5 Rebounds sehr zufrieden sein. Das zweite Jahr verlief allerdings enttäuschend. Casspi verlor den Stammplatz in der Starting Five bei den Kings.

 

In seiner mittlerweile fünften Spielzeit in der NBA hat sich Casspi gefestigt. Derzeit (Stand Dezember 2013) steht er bei 8,7 Punkten, 3,9 Rebounds und 1,6 Assist pro Spiel für die Rockets, mit denen er sich bei einer 18-10-Bilanz klar auf Play Off-Kurs befindet.

Gal Mekel in Action
Gal Mekel (l., Foto: espncdn.com).

Dies ist auch das Ziel von Gal Mekel, der in diesem Sommer von den Dallas Mavericks mit einem Vertrag über dreieinhalb Jahre ausgestattet wurde. Der Point Guard ist damit Mannschaftskollege von Dirk Nowitzki. Gal Mekel sammelte seine ersten Erfahrungen im Seniorenbereich bei Maccabi Tel Aviv, Stammverein in der Jugend war allerdings der Lokalrivale Hapoel. Richtig geformt wurde er in Gilboa Galil, die für ihr gutes Händchen mit jungen Spielern bekannt sind. Nach einer Auslandsstation bei Benetton Treviso in Italien und der Rückkehr zu Maccabi erfolgte in diesem Sommer der Wechsel „über den großen Teich“, nachdem der in der diesjährigen Summer League mit guten Leistungen zu überzeugen wusste.

 

Zwei Israelis in der NBA, da schauen die Basketballfreunde aus Israel natürlich besonders genau auf die direkten Duelle. Das erste von hoffentlich noch vielen Aufeinandertreffen der beiden Spieler ging an Casspi. Bereits am zweiten Spieltag der laufenden NBA-Saison gewannen die Rockets mit 113:105 gegen die Mavericks. Das direkte Duell ging dabei ebenfalls knapp an Casspi (12 zu 11 Punkte).

 

„Es tat sehr gut, während des Spiels hebräisch zu sprechen“, trug Gal Mekel die Niederlage mit Fassung.

 

Da beide Spieler erst 25 Jahre jung sind, darf man sich hoffentlich auf eine lange Karriere der beiden Israelis in der NBA freuen.

"Ossie" Schectman und der erste Korb

Ossie Schectman

Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass der allererste Korb in der Geschichte der NBA zumindest deutsch-jüdische Wurzeln hat. Oscar B. "Ossie" Schectman (Foto: shalomlife.com) gelang dieses historische Ereignis am 1. November 1946 beim Spiel zwischen seinem Verein, den New York Knickerbockers, und den Toronto Huskies mit einem erfolgreichen Korbleger - "The First Basket" war erzielt!

 

Über diese Geschichte habe ich bereits HIER berichtet.

Shay Doron mit Frauen-Power

Shay Doron im Nationaltrikot Israels
Shay Doron (Foto: FIBA Europe).

Bei so vielen Informationen fehlt eigentlich nur noch ein Blick auf den weiblichen Basketball-Sport in Israel. Doch hier bin ich bei meiner Recherche an Grenzen gestoßen. Lediglich über die israelische Basketballspielerin Shay Doron konnte ich Informationen einholen.

I have a dream

Dank Internet und hier vor allem dank der Informationsflut über facebook kann sich der interessierte Freund des israelischen Basketballs täglich informieren. Dazu kommt es im deutschen Fernsehen dank Sport 1 ab und an auch zu Bewegt-Bildern von Maccabi Tel Aviv in der Euroleague. Mein Traum, eines Tages in der Nokia-Arena zu Tel Aviv ein Live-Spiel von Maccabi zu verfolgen, lebt weiter. Eines Tages darf ich mich also auf folgende Bilder freuen:

Bis dahin drücke ich Israel weiterhin beide Daumen in Deutschland!

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