"Deutschland ist klarer Favorit!" - Interview mit Mathias Fischer

BBL-Coach Mathias Fischer rechnet fest mit der EM-Quali. Und schwört, dass er seine Finger bei der Auslosung nicht im Spiel hatte…

Mathias Fischer
(Foto: n24.de)

(06.08.14) Deutschland, Polen, Luxemburg und Österreich. So lautet die Konstellation in der EM-Quali-Gruppe C. Fast scheint es so, als sei die Gruppenauslosung eigens für Mathias Fischer gemacht worden. Denn der Headcoach der Telekom Baskets Bonn hat eine enge Beziehung zu allen vier Ländern.

Der 43-jährige wurde im polnischen Koźle geboren, lebt seit seinem zehnten Lebensjahr in Deutschland und blickt heute auf Spieler- und Trainerstationen in Luxemburg, Österreich und Polen zurück.

 

Am Rande des diesjährigen Supercups in Bamberg hatten Anke und ich vor einigen Tagen die Gelegenheit, mit Coach Fischer ein Interview zu führen. Warum die anstehende EM-Quali gerade für ihn eine besondere ist, wie er die deutschen Gruppengegner einschätzt und wie er sich selbst am Herd schlägt, das erfahrt Ihr hier.

Mathias Fischer, Deutschland, Polen, Luxemburg und Österreich in einer Gruppe. Hand aufs Herz: Sie hatten bei der Auslosung doch Ihre Finger im Spiel?

MF (lacht): Nein, ganz ehrlich nicht. Aber diese Konstellation hat mich natürlich sehr gefreut.

 

Wer ist für Sie der Favorit in der Gruppe?

MF: Noch vor ein paar Wochen hätte ich einen Zweikampf zwischen Polen und Deutschland erwartet. Da Polen nun vermutlich ohne Gortat und Lampe antreten wird, ist die deutsche Nationalmannschaft der klare Favorit und wird sich auch durchsetzen. Aber leicht wird es dennoch nicht, denn das deutsche Team ist nicht gerade eingespielt. Die Jungs, die in der Summer League gespielt haben, stießen ja erst jetzt zum Team. Da Basketball durch und durch Teamsport ist, ist jedes Vorbereitungsspiel wie hier beim Supercup und jede Trainingseinheit Gold wert. Eine eingespielte Mannschaft wie Israel zeigt deutlich, wie wichtig es ist, als Team zu funktionieren.

„Marcin, Du bist kein Torwart!“

Gerade zu Polens Superstar Marcin Gortat gibt es Ihrerseits ja eine Verbindung.

MF: Genau richtig. Vor dem Beginn seiner erfolgreichen NBA-Karriere (Orlando, Phoenix, Washingten, d. Red.) war Marcin von 2003 bis 2007 bei RheinEnergie Köln unter Vertrag. In der Saison 2004/05 war ich dort Co-Trainer. Gemeinsam haben wir den Pokal gewonnen. Dabei war Gortat früher Fußball-Torwart, hatte in der Leichtathletik und hier vor allem im Hochsprung Talent. Und sein Vater war ein erfolgreicher Boxer. Und dann schaute eines Tages ein Basketball-Trainer Marcin beim Fußball zu, ging auf ihn zu und sagte: „Du bist kein Torwart. Du bist Basketballer.“ Und dieser eine Satz war der Beginn einer erfolgreichen Karriere.

 

…die ihm zu Kölner Zeiten nicht jeder zugetraut hätte…

MF: Das stimmt. Es gab Spiele, da hatte Marcin gerade mal sechs Punkte auf dem BBL-Statistikzettel stehen. Aber er hatte immer den Traum von der NBA und das hat er auch offen kommuniziert. Viele haben ihn dafür ausgelacht. Aber er hat es geschafft.

„Mahalbasic hat das Talent für die BBL oder die NBA!“

Ihre Einschätzung des österreichischen Basketballs?

MF: Der Basketball in Österreich hat sich gut entwickelt. Mittlerweile haben zwei, drei Spieler ein hohes internationales Niveau. Einige der Jungs habe ich während meiner Trainertätigkeiten in Klagenfurt und Gmunden in den Jahren 2008 bis 2012 mit ausgebildet. So wie Rašid Mahalbašić, mit dem ich in der Saison 2008/09 bei den Wörthersee Piraten gearbeitet habe. Ein toller Typ, der das Talent für die NBA hat. Sollte das nicht klappen, würde ich mich freuen, den Burschen in der BBL zu sehen.

„Luxemburg ist ein basketballverrücktes Land!“

Und Basketball in Luxemburg…

MF: …war eine wunderbare Zeit für mich. 2006/07 war ich dort Nationaltrainer und in der Saison 2007/07 Coach bei den Black Star Mersch. Luxemburg ist ein total basketballverrücktes Land. Die Fans machen eine super Stimmung dort. Mit der Nationalmannschaft habe ich tolle Erfahrungen machen dürfen wie die Teilnahme an den Kleinstaatenspielen oder ein Quali-Spiel in Georgien, wo wir von 10.000 heißblütigen Fans in Tiflis begrüßt wurden.

 

Warum schafft es Luxemburg nicht weiter nach oben?

MF: Es ist halt ein sehr kleines Land mit einer sehr kleinen Liga und einer strengen Ausländer-Quotierung. Und jeder weiß, wie schwer der Schritt aus dem U16 oder U18-Bereich in den Senioren-Basketball ist. Gerade im Jugendbereich sorgen die hervorragend ausgebildeten Auswahlmannschaften Luxemburgs ja immer wieder Mal für positive Schlagzeilen und gute Resultate. Aber der nächste Schritt ist dann doch einfach zu groß.

Mathias Fischer im Gespräch mit Tom Kleine
Mathias Fischer im Gespräch mit Tom Kleine.

Zurück nach Deutschland. Hinter Ihnen liegt eine sehr schmackhafte Saison mit den Telekom Baskets Bonn, um bei unserem Koch-Thema zu bleiben. Wie geht es weiter?

MF: Ich hoffe, es geht weiter nach oben für uns. Denn Bonn ist ein absoluter Spitzenclub in Deutschland mit einem professionellen Umfeld, einer tollen Halle und super Fans. Das erste Jahr in Bonn hat mir unheimlich viel Spaß gemacht.

 

Das Jahr davor in Gießen dürfte dagegen noch immer etwas schwer im Magen liegen?

MF: Nein, ganz im Gegenteil. Einen Tag bevor die 46ers am 22. Dezember 2012 den Insolvenzantrag gestellt hatten,  konnten wir Vizemeister Ulm in eigener Halle besiegen und auf Platz 16 in der BBL klettern. Und das mit unserem Mini-Budget. Wir haben in der Saison als Team funktioniert. Auch nach dem Insolvenzantrag. Wir haben die Saison gemeinsam durchgezogen und dafür von überall Respekt bekommen. Das war menschlich und sportlich eine sehr lehrreiche Saison für mich, die mir daher nicht im Magen liegt.

Bonn vs. Köln

In Köln, also in direkter Nachbarschaft zu Bonn, bauen Stephan Baeck & Co. wieder ein spannendes Basketball-Projekt auf. Sieht man das in Bonn skeptisch?

MF: Nein, absolut nicht. Sogar ganz im Gegenteil. Mir kann das Projekt in Köln nicht schnell genug gehen. Köln gegen Bonn, was wäre das wieder für ein tolles Derby. Darauf dürften sich alle Basketball-Freunde freuen.

Zwischen Diktator und Kumpel

Johannes Herber beschreibt in seinem jüngst erschienen Basketball-Buch „Almost Heaven“ zwei Trainertypen. Den Diktator und den Kumpel. Wo ordnen Sie sich ein?

MF: Irgendwo dazwischen. Als Diktator kommst Du bei der heutigen Spielergeneration nicht weit. Aber zu viel Kumpel darf auf keinen Fall sein. Die Spieler müssen schon wissen, dass ich die Verantwortung für die Mannschaft trage und daher das Sagen habe.

„Pirogge gelingen mir ganz gut!“

Jetzt wird es doch noch kulinarisch. Sie haben vor wenigen Wochen ihre Frau Merliis geheiratet. Hierzu noch unseren herzlichsten Glückwunsch. Darf sich Ihre Frau auf ihre Kochkünste freuen?

MF: Selbstverständlich. Mit Käse und Speck gefüllte Pirogge (polnische Teigtaschen, d. Red.) gelingen mir ganz gut.

 

Herr Fischer, vielen Dank für das Gespräch. Viel Erfolg in der neuen BBL-Saison mit den Telekom Baskets Bonn und weiterhin gutes Gelingen am Herd wünschen wir Ihnen!

Drei Personen
Mathias Fischer (Mitte) im Gespräch mit Anke Reinitz und Tom Kleine.

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Kommentare: 2
  • #1

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